Ultra – Lauf

…oder eine fremde Welt am Rande des Wahnsinns.Nach dem mich die letzten Wochen mache Trainingsläufe durch Nacht und anbrechenden Morgen brachten, war es soweit: Mein erster Ultra-Lauf über 6 Zeitstunden am kleinen Seilersee in Iserlohn. In der Zeit, wo andere bequem in Restaurants, Kneipen , oder auf der Couch zuhause hocken,ging es für mich darum innerhalb  von 6 Std. soviel Runden wie möglich um den kleinen Seilersee, der mit ca. 750m Länge ausgeschrieben war, zu schaffen. Da meine Vorgabe /Wunsch war, 60-70km zu schaffen, mußte ich recht schnell erkennen, dass das hier und heute nur schwer möglich war.Grund war die Steigung in Richtung Autobahn, die jede Runde gelaufen werden mußte. Es ist einfach ein Unterschied, ob man, wie auf Helgoland, eine Steigung auf 8km Länge erklimmt, oder hier alle 700m… Das schnelle Tempo vom Anfang sorgte für eine gute Grundlage,viele Runden zu schaffen, kostete aber auch mächtig Kraft, die zwischendurch einen Einbruch brachten, wo man nur gehen konnte.  Das Teilnehmerfeld war im Gegensatz zum Vorjahr mit fast 60 Einzelstartern verfünffacht, was ein großes Interesse an diesem Laufsport widerspiegelt. Die Teilnehmer an sich waren unerfahrene Ultraläufer, wie ich, der bislang nur einige 50er Läufe absolviert hat und um 30 Marathonläufe und gefühlte 60 „Halbe“,aber noch nie einen Lauf auf Zeit  und dann gleich über 6 Std. last5

Um 19.00 war also Start und um 01.00 h in der Nacht Feierabend. Ich erfuhr viel über Leute ,die in der Szene schon einiges geleistet haben: 500km -Läufe, 24- und 48- Std. Läufe und unterhielt mich mit ihnen , wenn man zusammen mal die ein oder andeere Runde zusammen lief.. Ein Wahnsinn, wenn man bedenkt, dass hier heute nur ein Bruchteil gelaufen wird.  Das Tempo vom Anfang konnte natürlich nicht gehalten werden und man verfiel in ein „Loch“, aus dem später nur Gummibärchen und Wasser raushelfen konnten:-) Mich verwunderte es schon etwas, wie die „alten Hasen“ im Ultrazirkus so einen Lauf erleben:Manche reisten mit Campingstühlen an , Kühltasche und einigen Paar Schuhen,wechselten „laufend“ die Shirts,legen Pausen ein und hauten sich das ein oder andere Brötchen rein. Für mich als leistungsorientierter Marathonläufer eine undenkbare Sache. Ich will in einem durchrennen und bin hier nicht zum Urlaub machen.  Eine komplett neue Erfahrung und in Gesprächen mit anderen Läufern erfuhr ich, dass es bei diesen Läufen nicht drauf ankommt, dass man schnell ist, sondern einfach nur läuft um Spass zu haben. „Spaß??“,dachte ich mir,“ wie kann es Spaß machen,hier stundenlang im Kreis zu laufen?“, aber  ich wurde eines Besseren belehrt: So scheiße die Strecke auch ist, laufen kann wirklich geil sein, auch wenn Marathon mehr Spaß macht.  Hier plagt man seinen Körper wirklich bis an die Grenze des Machbaren. Gesundheitsbedingt, stiegen einige Läufer vorzeitig aus, aber aufgeben ist für mich nicht drin. Da muß es mir schon wirklich dreckig gehen… Gäbe ich einmal auf, wäre die Hemmschwelle beim nächsten Mal so niedrig gesetzt, dass man so etwas immerwieder machen würde. Von daher sehe ich es kämpferisch und zwinge mich zum Durchhalten, auch wenn es teilweise weh tut.  Der ein oder andere lockere Spruch am Verpflegungsstand ,oder zu den Runderzählern zeigt den Leuten, dass man die gute  Laune trotz Schmerzen  und Anstrengung nicht verliert. Von 22-23 Uhr gab es die sogenannte Sprintwertung, an der man freiwillig teilnehmen konnte. Schön blöd, nach 3 Std. Raumeiern nochmal auf Tempo zu gehen… Also Finger von lassen.. Nach 3,5 h, einer Zeit, wo für mich normal ein Marathon zu Ende geht, war heute noch nicht daran zu denken, diese Distanz selbst in 4 h zu schaffen.

Last4Ultra ist eben eine ganz andere Welt.  Es ging in die Nacht und der Mondscheinlauf machte seinem Namen alle Ehre! Es wurde kühl, aber es war ein lauer Sommerabend,der gottlob trocken war. Neben mir stellten sich auch manch andere die Sinnfrage ihres heutigen Handelns. Ich konnte zwischendurch einsehen, dass ich auf einem 9. Platz lag, rutschte dann aber auf Zehn ab (siehe Bild von ca 0.40 h) Ich war irgendwie Stolz auf das , was ich tat und hatte zum ersten Mal Respekt vor den gesamten Läufern,denn das hier war wirklich etwas Großes. Die letzten 30 Minuten bekam ich nochmal Luft und wollte es wissen und konnte das Tempo von 7min./km auf 5 min. steigern,wie auch immer mir das gelang… Nach 77 Runden und ca,. 5000 verbrannten Kcal war dann Schluß und im Ziel kam die ein oder andere Freudenträne hervor.Ich hatte es geschafft. Das Ziel ,was sich neben mir auch manch andere nahmen,wurde nur von wenigen erreicht, ging man doch von einer flachen Strecke aus.Dann wäre es auch für mich leichter gewesen,aber so kam ich mit knapp 60 km unter die Top Ten !(Genaue Auswertung kommt heute Abend online!Der Sieger knallte nicht ganz 100 Runden auf die Uhr!!)Auch wenn ich mich zuhause nur schwer von der Dusche zum Bett hieven konnte, um gegen 3.00 endlich zum Schlafen zu kommen, so bleibt ein Gefühl von großer Zufriedenheit. Der Schmerz geht, der Stolz bleibt! Fazit: Ultra ist hart,aber kann durchaus Spaß machen,auch wenn man weiß, wie man es zu handhaben hat. Eine grenzwertige Erfahrung für Körper und Geist am Rande des Wahnsinns.

 

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