Der Schmerz geht, der Stolz bleibt-ein Leben lang!

Es ist ziemlich genau  10 Jahre her, als ich einen Eigenbericht über den ersten Twin– Marathon im Ruhrgebiet schrieb, der Weltpremiere feierte mit dem Titel : “Wie überanstrenge ich mich am besten?“-Heute weiß ich es…Damals lief ich eine unterirdische Zeit und hatte nur einen Wunsch: einmal in New York zu laufen und einmal auf Helgoland zu starten, den einzigen Hochseemarathon. Der Hang mit dem Laufen Besonderes zu erreichen klebt einem förmlich an den Schuhen und verfolgt einen nahezu täglich.
Mittlerweile laufe ich Helgoland in diesem Jahr zum zehnten Mal, aber habe es nach New York noch nicht geschafft, weil entweder Geld oder , wie so oft auch Zeit fehlten, aber der Wunsch  ist weiterhin vorhanden…

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In den Zehn Jahren, in denen ich jetzt Marathon laufe und nebenbei der Sport eine zentralen Rolle im Leben eingenommen hat, erledigte ich den Fitnesstrainer B-Schein und möchte mir im Bereich Sport ein zweites Standbein aufbauen und versuche mich daran, in diesem Sommer im Lauftrainerbereich auch noch Lizenzen zu erwerben, um die Begeisterung für den Sport noch weiter zu verbreiten. Denn nur wer sich wirklich im Leben bemüht, fit zu halten, stärkt so sein Immunsystem und bleibt gesund, ist auch wesentlich stressresistenter, was in der heutigen Leistungsgesellschaft sehr von Vorteil sein kann!
Die Strecke auf Helgoland war im Gegensatz zu den Vorjahren abgeändert worden, so dass nicht mehr 4 Runden, sondern aufgrund von Bauarbeiten verkürzt und auf 5 Runden ausgedehnt wurde. Jedesmal vor dem Lauf beschleicht einen ein das Gefühl von „angespannter Lockerheit“ und leichten Zweifeln, ob die Strecke zu schaffen sei. Die Vorbereitungen in diesem Jahr waren noch nie so gut wie vorher und zeitlich optimal, so dass beim zehnten Mal nichts schiefgehen kann. Eine Zeit von 3:30 sollte es werden, aber kurz vorher relativierte ich mein Ziel, da die Steigungen ins Oberland einem 5x zu schaffen machen werden und mächtig Kraft kosten. Die Gefahr des Übertrainings besteht, wenn man übermotiviert herangeht ,um sein Ziel zu erreichen und zum Tag X einfach nur platt ist, von daher schraubte ich mein Training zeitig runter und erreichte mein seit Jahren angepeiltes Zielgewicht von 72 kg fast (am Tag der Abfahrt waren es 73kg) und hatte somit 6 kg abgelegt, die mich störten! Zumindest eine Altersklassenplatzierung sollte bei herumkommen, kam ich doch in vergangenen Jahren von fast 200 Teilnehmern meist im Teilnehmerfeld unter die ersten 30.image_(16)
Die Unterkunft muß sich fast schon ein Jahr im Voraus in der Jugendherberge reserviert werden, um noch einigermaßen günstig Vollpension zu bekommen und man findet Jahr für Jahr dieselben Gesichter vor. Es ist eben eine Art Traditionslauf dieser Helgolandmarathon, der für mich immer ein Highlight ist.
Anreisen kann man über vielfältige Wege, wobei ich meist die Anreise mit dem Flieger von Bremerhaven wähle: Ist zwar etwas teurer, aber man ist zeitlich wesentlich flexibler, gerade wenn es um die Abreise geht und man nicht auf die „Bananendampfer“ angewiesen ist, die am Sonntag die Insel nicht vor  halb fünf  nachmittags verlassen und man erst um 23.00 zuhause ankommt..
Die Insel selbst lädt nicht unbedingt ein, dort einen 2-3 wöchigen Sommerurlaub zu verbringen, dazu ist man etwas bewegungseingeschränkt, dadurch, dass Badestrand und Hauptinsel nicht eins sind und man auch hier auf kostenpflichtige Transportmittel angewiesen ist. „Mal eben etwas aus dem Zimmer für den Strand vergessen“ ist hier nicht…J
Für mich bleibt es auch wegen ihrer Geschichte ein tolles Fleckchen Erde und ist als Landschaftslauf eindeutig weiterzuempfehlen. Wir haben im Sauerland hohe Berge, weite Täler, aber der Blick vom Oberland der Insel aufs weite Meer beeindruckt mich wesentlich mehr: Freiheit- soweit das Auge reicht- herrlich. Für ein verlängertes Wochenende optimal, oder eben zum Marathon…
Am Renntag selbst ist um 06.00 aufstehen angesagt, ich habe es mir angewöhnt, an Wettkampftagen 3 Std. vor dem Start aufzustehen, damit man sich nach dem Frühstück nochmal vollends auf Bevorstehendes konzentrieren kann und sich etwas hinlegen kann, um dennoch mit Respekt vor der Strecke an den Start zu gehen.

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Natürlich wird hier auch der Fehler wie überall gemacht und man lässt sich leicht mitreißen und geht die ersten 2 km in 8 min an und hat die erste Runde(8.4km) „fristgemäß“ in 41 min. rumgebracht, um dann noch weitere 4x dasselbe zu erleben, wenn auch mit anderen Gedankengängen, oder Leere im Kopf, oder einfach nur fixiert darauf, den nächsten Vordermann zu erreichen, sich ziehen zu lassen im Idealfall hinter sich zu lassen. Die Zeit,die man beim Marathon hat, bleibt nie ungenutzt: Endlich Zeit für sich, Privates , Berufliches zu überdenken- zu lösen?- den Schweinehund zu überlisten, der einem immer wieder auf der Strecke begegnet und einem ein Gefühl von Lustlosigkeit vermitteln will. Gegen dieses Tier, der größte Feind beim Marathon muß man sich stellen und so kann es mitunter zu einem interessanten Duell kommen, das man meist gewinnt, weil der Kopf läuft und die Füße sich nur bewegen, wie sie es seit Stunden tun… Grenzerfahrung sammeln heißt das Zauberwort, egal , ob man die 200m Steigung (ca. 60m Höhenunterschied) bewältigt, am Krankenhaus eine ähnliche , aber längere Neigung bergab läuft ,oder einfach nur Beton oder Pflaster „totschlägt“. Man hat immer zu tun, während eines Laufes.. Die Läufer sind allesamt hilfsbereit und motivieren sich gegenseitig und da „zieht“ schonmal der eine den anderen, oder man nimmt sich- trotz der Anstrengung- Zeit für einen kurzen Plausch…(siehe Bild im Anhang)
Mein Lauf in diesem Jahr war, wie so oft geprägt vom Wetter, das sich die ersten 4 Runden über sehr angenehm hielt und ich mit einer Zielzeit von unter 3:30 rechnen konnte, obwohl die enormen Steigungen zu  bewältigen waren, oder auch Stufen auf der Strecke waren(siehe Bilder im Anhang) aber dann kam ausgerechnet in der letzten Runde Sturm und Regen auf und so wurde es am Ende eine erneute Bestzeit auf der Marathonstrecke von 3:33:13 h  und von knapp 200 Läufern ein 20. Platz im Gesamtklassement und ein 5. Platz in der AK35!!! Schade mit der 3:30, die ich knacken wollte, aber die Umstände…. Trotzdem zufrieden im Ziel (siehe Bilder:3 Sek vor Zieleinlauf und geschafft mit der Medaille)
Die Zeit, die man sich nach dem Lauf nimmt, wird dazu genutzt, die 3700 verlorenen Kalorien nach bestem Gewissen zuzulegen und seit Silvester das erste Bier zu trinken, was überhaupt nicht schmeckt. Ein Gutes hat es ja dann doch: Das Süßigkeitsverbot seit Silvester wird für den Abend kräftig aus den Angeln gehoben und der Heißhunger auf die ersten süßen Genüsser seit Jahreswechsel voll ausgeschöpft. Da ist jeder Haribo-Gummischlumpf eine Oase in der Wüste… Zudem merkt man gerade nach der kostenlosen Massage und dem Schwimmbad, wie einen der Schmerz in den Knochen heimsucht, aber bei der gelaufenen Zeit überwiegt dann doch mal wieder der Stolz!!!!Der Stolz den Kampf gegen sich gewonnen zu haben…
Die Siegerehrung wird im Rahmen einer Livemusikparty eingebettet und die Anwesenden bekommen die vielen zig Bilder , die es vom Morgen gibt, präsentiert. Recht geschafft geht es früh  ins Bett, denn am nächsten Morgen steht die Heimreise bevor. Auf ein Neues im Jahre 2015!!!! Aber erstmal für die Meinerzhagener:HORRIDOJ

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